Wer Handball-Europameister wird, ist für Frank Bohmann zweitrangig. «Wichtig ist, dass alle Spieler wieder gesund zurückkommen. Das ist bedeutsamer als die Vergabe des Titels», sagte der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL) der Deutschen Presse-Agentur.
«Die Veranstalter in Ungarn und der Slowakei gehen professionell mit dem Thema um. Aber das ist noch keine Garantie, dass sich das Turnier wie erhofft durchziehen lässt.» Bohmann verwies auf die Welle an Corona-Infektionen in mehreren EM-Mannschaften. Neben Kroatien mit Regisseur Domagoj Duvnjak vom deutschen Meister THW Kiel und Dänemark mit Torhüter Jannick Green vom SC Magdeburg sind auch Schweden, Frankreich, Serbien, Montenegro und Portugal betroffen.
Bohmann: «Ich sehe ein sehr großes Risiko»
Infizierte Profis sind erst 15 Tage nach dem ersten positiven Test spielberechtigt. Das Turnier beginnt am 13. Januar. Deshalb dürfen die Mannschaften aus einem 35-Mann-Kader schöpfen. Alle Spieler müssen geimpft oder genesen sein. Diese Bedingungen dürfen nicht länger als sechs Monate zurückliegen. Während der EM werden alle zwei Tage PCR-Tests vorgenommen.
Verglichen wird die EM mit der WM vor einem Jahr in Ägypten. Auch damals gab es vor dem Turnier mehrere Corona-Fälle. Während des Championats kam in der WM-Blase aber kein Spieler hinzu. «Das ist nicht ganz vergleichbar», sagte Bohmann. «Die Omikron-Variante jetzt hat eine sehr viel höhere Infektiosität.» Der HBL-Geschäftsführer ist wegen der bevorstehenden EM besorgt: «Man muss es probieren. Aber ich sehe ein sehr großes Risiko.»
Auch die Bundesligisten blicken mit Skepsis zur EM. «Wir haben regelmäßigen Kontakt zu unseren Spielern dort. Bis jetzt haben uns keine Hiobsbotschaften erreicht», sagte Geschäftsführer Dierk Schmäschke von der SG Flensburg-Handewitt. «Wir hoffen, dass die strengen Hygieneregeln konsequent durchgezogen werden und dass die EHF verantwortungsvoll mit dem EM-Turnier umgeht.»
Die Flensburger sind mit elf Spielern aus fünf Ländern bei der EM vertreten. Schmäschke hat dabei auch die Fortsetzung der Bundesliga-Saison im Februar im Blick: «Für das harte Programm brauchen wir alle Spieler.»