Deutschlands Spieler feiern mit den Zuschauern den Heimsieg gegen die Färöer. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Frank Molter/dpa)

Seine überragende Leistung feierte Andreas Wolff ohne große Emotionen. Der starke Torhüter klatschte nach dem fest eingeplanten Sieg gegen die Färöer nüchtern mit seinen Mitspielern ab, auch Handball-Bundestrainer Alfred Gislason lächelte nur wenig.

«Das Ergebnis ist ja im Grunde genommen nicht schlecht», sagte der Isländer nach dem 34:26 (17:11) im Playoff-Hinspiel gegen den klaren Außenseiter in Kiel. Aber man habe «nicht so richtig den Zugriff in der Abwehr bekommen, zu viele einfache Tore bekommen». Dass es nicht noch mehr Gegentreffer wurden, lag vor 5121 Zuschauern vor allem an den Paraden von Torwart Wolff.

Zu viele technische Fehler

Die Teilnahme an der Endrunde im Januar in Polen und Schweden ist trotz des wenig souveränen Auftritts aber schon vor dem Rückspiel am 16. April in Torshavn so gut wie sicher. «Wir hatten vor allem in der Abwehr immer mal wieder Probleme, konnten uns schwer absetzen», sagte Spielmacher Luca Witzke bei Sport1. «In der zweiten Halbzeit machen wir zu viele technische Fehler in der Abwehr.» Auch in der Chancenverwertung haperte es nach der Pause.

Rechtsaußen Lukas Zerbe vom TBV Lemgo war bei Gislasons Rückkehr nach Kiel mit sechs Treffern bester Werfer. Elf Jahre hatte Gislason hier den THW Kiel zu etlichen Erfolgen geführt, von großen Titeln scheint er mit der DHB-Auswahl dagegen noch weit entfernt. Immer wieder leistete sich der Favorit technische Patzer. «Wir werfen 34 Tore am Ende, das ist ein bisschen zu wenig», sagte Youngster Juri Knorr. «Die Fähigkeiten, die wir haben, hätten wir besser auf die Platte bringen müssen.»

Torhüter Wolff: von Beginn an hellwach

Die eigenen Ballverluste luden den Außenseiter immer wieder zu schnellen Gegenstößen ein. Dass die Färöer das Spiel in der ersten Halbzeit nicht enger gestalteten, lag vor allem an Wolff. Anders als einige seiner Teamkollegen war der Ex-Keeper des THW Kiel von Beginn an hellwach und glänzte mit einigen Paraden. Auch im zweiten Durchgang feierten die Zuschauer den Profi des polnischen Clubs Vive Kielce teilweise mit Ovationen.

Unterstützung von der Abwehr vor ihm bekam der 31-Jährige aber nicht immer. Und genau aus diesen zwei Gründen tat sich Gislasons Mannschaft schwer: eine zu hohe Fehlerquote und zu große Lücken in der Defensive. Dass die Führung zur Halbzeit dennoch relativ komfortabel ausfiel, lag vor allem daran, dass die Kräfte bei den Gästen mit laufender Spieldauer immer stärker nachließen.

«Eine Sechs-Tore-Führung zur Halbzeit ist sicherlich etwas, was wir vorher unterschrieben hätten», sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer zur Halbzeit bei Sport1. Aber: «Nicht gut war unsere Abwehrleistung, da können wir dankbar sein, dass Andreas Wolff so überragend gehalten hat.»

Einen souveränen Spielrhythmus fand die deutsche Mannschaft auch nach der Pause nicht. Einige Wackelkandidaten konnten sich nicht für die Weltmeisterschaft im Januar in Polen und Schweden empfehlen, auch das Abwehrzentrum um Kapitän Johannes Golla und Simon Ernst präsentierte sich in Kiel alles andere als turnierreif. Immerhin ist das erhoffte WM-Ticket schon vor dem Rückspiel ganz nah. Für größere Ziele muss sich die DHB-Auswahl aber steigern.

Von Nils Bastek, dpa

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