Jetzt dürfen sich die deutschen Handballer keine Aussetzer mehr erlauben. Kapitän Johannes Golla spricht schon vor der wegweisenden WM-Vorrundenpartie gegen Serbien eine Warnung an seine Mitspieler aus, Rückraumspieler Philipp Weber rechnet am Sonntag (18.00 Uhr/ARD) sogar mit einem «Wahnsinnsspiel» um den Gruppensieg.
Die Ausgangslage ist so oder so klar: Mit einem Erfolg gegen den stärksten Gegner in der Gruppe E wäre der Einzug in die Hauptrunde bereits perfekt. Eine Niederlage dagegen könnte empfindliche Folgen für den weiteren Verlauf des Turniers in Polen und Schweden haben.
«Ich glaube, dass wir in allen Bereichen eine Top-Leistung brauchen», sagte Golla im polnischen Kattowitz. «Wir dürfen uns diese Schwächephasen nicht mehr erlauben.» Was der 25-Jährige genau meinte, war die zweite Halbzeit beim WM-Auftaktsieg (31:27) gegen Katar. Obwohl die DHB-Auswahl gegen den schwachen Asienmeister lange alles im Griff hatte, warf sie ihren klaren Vorsprung nach der Pause fast noch aus der Hand.
Was Golla mit seiner Warnung auch andeutete: Gegen die Serben darf das nicht mehr passieren. «Wenn wir in dem Turnier weit kommen wollen, dann wissen wir, dass wir aus der Gruppe alles mitnehmen müssen – natürlich auch gegen Serbien», sagte der Kreisläufer.
Punkte werden mitgenommen
Weil die besten drei Teams aus der Vierergruppe weiterkommen, würde die deutsche Mannschaft den Einzug in die Hauptrunde zwar auch bei einer Niederlage noch locker schaffen können. Allerdings werden die Punkte aus der Vorrunde in die Hauptrunde mitgenommen. Serbien wäre bei einem Sieg gegen Deutschland sicher weiter.
Was bedeuten würde, dass die DHB-Auswahl beim Einzug in die nächste Phase die zwei Minuspunkte aus diesem Spiel mitnehmen würde. Eine Hypothek, die sich im weiteren Verlauf der Endrunde rächen könnte. Ob das Duell deswegen schon ein Endspiel sei, wurde Rechtsaußen Patrick Groetzki gefragt. «Ja, ich denke schon.»
Wozu die Serben fähig sind, deutete sich bereits in ihren zwei WM-Vorbereitungsspielen gegen Schweden an. Die erste Partie gegen den Europameister verlor Serbien nur knapp mit 34:35, im zweiten wurde der Favorit mit 30:28 bezwungen. Der Kader ist besetzt mit international erfahrenen Akteuren wie Petar Djordjic oder Lazar Kukic.
«Anderes Kaliber»n wartet
«Die Serben haben eine brutal gute Mannschaft. Die werden uns das Leben schwer machen. Da müssen wir voll da sein, sonst wird es schwierig», sagte Rückraumspieler Kai Häfner. Oder wie Regisseur Juri Knorr es ausdrückte: «Da sind Champions-League-Sieger dabei, deutsche Meister, alles.» Am Sonntag warte ein «anderes Kaliber» als Katar.
Gegen die Katarer hatte lange Zeit alles nach einem abgeklärten Auftritt des jungen deutschen Teams ausgesehen. Bis sich Fehlwürfe, Abwehrlücken und technische Fehler einschlichen. Ein Muster, was Bundestrainer Alfred Gislason bereits aus der Vergangenheit kennt. Warum diese Aussetzer immer wieder auftreten, kann der Isländer sich genauso wenig wie seine Spieler erklären.
Das sei eine gute Frage, meinte Kapitän Golla dazu. Gislason jedenfalls arbeite derzeit intensiv daran, der Mannschaft für diese Situationen feste Verhaltensabläufe an die Hand zu geben. Gegen Katar griffen diese Abläufe noch nicht. Gegen Serbien müssen sie es. «Da müssen wir 60 Minuten voll konzentriert sein», fordert der 63-Jährige von seinen Akteuren. «Wenn wir das hinbekommen, haben wir eine gute Chance, das Spiel zu gewinnen.»
Auch eine erneut starke Torhüterleistung ist dafür unerlässlich. Der DHB rechnet fest damit, dass der gegen Katar überragende Andreas Wolff trotz seiner Wadenblessur am Sonntag wieder im Tor stehen wird. «Ich erwarte ihn heute Nachmittag im Training», sagte Sportvorstand Axel Kromer am Samstag. Die Nominierung eines weiteren Torhüters sei derzeit jedenfalls nicht geplant.