Die Tabellenführung im Blick und die Angst vor einem Rückschlag im Hinterkopf: Mit dem Topduell zwischen Rekordmeister THW Kiel und Titelverteidiger SC Magdeburg steht in der Handball-Bundesliga am Ostersonntag der nächste Kracher im verrücktesten Titelrennen der Geschichte auf dem Programm.
Nicht nur Liga-Boss Uwe Schwenker weiß: «Jedes Spiel und jedes Tor kann jetzt entscheidend sein.» Dem Tabellenzweiten aus Kiel (40:8 Punkte) genügt bereits ein Remis, um die Füchse Berlin (41:9) wieder von der Pole Position zu verdrängen. Doch auch der Meister aus Magdeburg (40:10) kann mit einem Sieg an die Tabellenspitze springen. Kein Wunder, dass SCM-Trainer Bennet Wiegert die Bedeutung des Spiels betont: «Wir sprechen schon länger darüber, dass jedes verlorene Spiel richtungsweisend sein kann. Die Liga ist verrückt, die Liga ist interessant – und die Liga ist spannend. Daher muss man Punkte holen, um dabeizubleiben.»
Geglückte Generalprobe
Mit dem 38:34 beim Bergischen HC feierte der Titelverteidiger eine erfolgreiche Generalprobe. Wiegert war dabei mit der Einstellung und dem Auftreten seiner Mannschaft um den 14-fachen Torschützen Kay Smits «sehr, sehr einverstanden». Er war am Ende aber auch «einfach nur erleichtert, hier bestanden zu haben und mit zwei Punkten im Gepäck zurück nach Magdeburg zu fahren».
Während die Magdeburger Kräfte zehrende 60 Minuten in den Beinen haben und mit den verletzten Omar Ingi Magnusson und Magnus Saugstrup schon seit Wochen auf zwei Leistungsträger verzichten müssen, gehen die Kieler ausgeruht und ohne Personalprobleme in das Topspiel.
Für Kiel zählt nur der Sieg
Für das Team von Trainer Filip Jicha zählt nur ein Sieg, mit dem Magdeburg vorerst um vier Minuspunkte distanziert würde. Eine Heimpleite gegen den Meister wie zuletzt im Pokal-Viertelfinale, durch die der THW die erste von drei Titelchancen eingebüßt hatte, würde gleich doppelt wehtun. Zum einen würde Kiel damit den Vorteil gegenüber dem SCM verspielen, zum anderen den Tabellenvierten SG Flensburg-Handewitt (39:11) noch näher heranrücken lassen. Der Erzrivale kommt am 23. April zum 108. Nordderby nach Kiel.
Nationalspieler Rune Dahmke sprach angesichts dieses Programms von «Hammerwochen» und betonte: «Das Meisterschaftsrennen ist der Wahnsinn. Aber wenn wir unseren Job machen, haben wir es in eigener Hand, dass wir am Ende der Saison ganz oben stehen.» Der jüngste Trend spricht ebenso wie die Breite des Kaders für die Kieler, die sich vor dem Magdeburg-Spiel eine Woche lang intensiv «auf die Abwehr, auf den Angriff, auf spezielle Spieler» des Gegners vorbereitet haben, wie Kreisläufer Patrick Wiencek verriet.
Dies soll in einen ähnlich starken Auftritt münden wie vor zwei Wochen beim 36:29 gegen die Füchse Berlin. Der Hauptstadt-Club wird die Tabellenführung am Sonntag trotz des 33:32-Sieges bei der TSV Hannover-Burgdorf zwar definitiv wieder abgeben, im Titelrennen aber weiter kräftig mitmischen. Liga-Präsident Schwenker unkte in der «Handballwoche» daher unlängst: «Am Ende der Saison kann möglicherweise sogar die Tordifferenz über den Gewinn der deutschen Meisterschaft entscheiden.»