Das bevorstehende Comeback von Torwart Andreas Wolff soll den deutschen Handballern beim doppelten EM-Casting gegen Ägypten einen Extra-Kick geben. Zwei Monate nach seinem Bandscheibenvorfall steht der 32-Jährige in den Duellen mit dem Olympia-Vierten und WM-Sechsten am Freitag (18.30 Uhr/Sport1) in Neu-Ulm und Sonntag (17.15 Uhr/ZDF) in München vor der Rückkehr zwischen die Pfosten – wenn auch nur in Teilzeit.
«Andi hat in dieser Woche das komplette Trainingsprogramm absolviert und mehr machen können, als wir gehofft hatten. Das ist ein sehr erfreulicher Verlauf und wertvoller Schritt», berichtete Co-Trainer Erik Wudtke am Donnerstag. Wolff werde daher definitiv auf der Bank sitzen. «Ob er einige Einsatzminuten bekommt, werden wir sehen. Wir wollen noch die Nacht und den Vormittag abwarten, wie das Gefühl bei ihm ist», sagte Wudtke.
Der von Personalproblemen geplagte Bundestrainer Alfred Gislason hat somit eine Sorge weniger. Ursprünglich sollte Wolff, der sich die Rückenverletzung Ende August bei einem Testspiel-Trip seines Vereins Industria Kielce zugezogen hatte, beim Lehrgang der DHB-Auswahl in dieser Woche nur ein lockeres Aufbauprogramm absolvieren und Zeit bei der Mannschaft verbringen.
Zuletzt rasante Fortschritte
Für die Länderspiele gegen Ägypten hatte Gislason daher Routinier Silvio Heinevetter und U21-Weltmeister David Späth als Torwart-Gespann nominiert. Nachdem Wolff zuletzt rasante Fortschritte gemacht hatte, liebäugelt der Bundestrainer aber mit einem Kurzeinsatz des Weltklasse-Keepers. «Es ist mit Kielce abgesprochen, dass, wenn alles super läuft, er ein paar Minuten spielt», sagte Gislason jüngst der «Bild»-Zeitung.
Mehr schließt der 64 Jahre alte Isländer aus, um jegliches Risiko zu vermeiden. «Er möchte natürlich gern von null auf Hundert loslegen, so wie wir ihn kennen. Wir müssen schauen, dass wir ihn nicht zu früh loslassen», sagte Gislason. Dennoch: Die unverhofft schnelle Rückkehr des besten WM-Torwarts kommt für ihn zur rechten Zeit, sind es doch bis zur Heim-EM nur noch gut zwei Monate.
Aufgrund des Ausfalls einiger Leistungsträger steht der Bundestrainer in den kommenden Wochen vor einem schwierigen Personal-Puzzle, für das er Rückendeckung von höchster Stelle erhielt. «Es gibt keinen Grund, an Alfred Gislason zu zweifeln. Es ist an ihm, die beste Mannschaft zusammenzustellen», sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann der Deutschen Presse-Agentur.
EM-Kader nach dem Leistungsprinzip
Gislason kündigte an, er werde den EM-Kader im Dezember strikt nach dem Leistungsprinzip zusammenstellen. Die Duelle mit den Nordafrikanern werden ihm Aufschluss darüber geben, auf wen er setzen kann. «Ägypten ist ein starker Gegner, der uns alles abverlangen wird», sagte Gislason.
Kapitän Johannes Golla hat nach den vier Trainingstagen ein gutes Gefühl. «Ich glaube, wir haben die Zeit gut genutzt und sind einen Schritt weiter», sagte der Kreisläufer vom Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt. Die Mannschaft wolle sich «so stark wie möglich präsentieren und gute Ergebnisse erzielen».