Markus Gaugisch richtete vor dem Kampf der deutschen Handballerinnen um die Paris-Fahrkarte einen flammenden Appell an seine Mannschaft. «Jetzt gehen wir auf die Jagd nach dem Olympia-Ticket. Ich erwarte, dass jede Spielerin alles auf dem Parkett lässt, damit wir uns diesen Traum erfüllen», sagte der Bundestrainer vor dem Qualifikationsturnier von Donnerstag bis Sonntag in Neu-Ulm.
Offen ist weiterhin der Einsatz von Co-Kapitänin Alina Grijseels. Die Spielmacherin hatte sich im EM-Qualifikationsspiel gegen die Ukraine in der vergangenen Woche am linken Sprunggelenk verletzt. «Wir können das jetzt noch nicht absehen, ob das reicht. Wir bereiten uns in alle Richtungen vor und haben auch Ideen für ein Spiel ohne Alina», berichtete Gaugisch am Dienstag.
Seit 2008 in Peking waren die DHB-Frauen bei Sommerspielen nur Zaungast. Die olympische Durststrecke soll nun enden. Im Vierer-Turnier mit Slowenien, Montenegro und Außenseiter Paraguay muss mindestens Platz zwei her. «Wenn das Licht angeht, werden die Spielerinnen alles dafür tun, um erfolgreich zu sein», versprach Gaugisch und ergänzte: «Wichtig ist, dass wir mit dem absoluten Willen an die Aufgabe herangehen. Wenn die Mannschaft über ihre Grenzen geht, haben wir eine gute Chance.»
Männer als Vorbild
Seine Schützlinge fiebern den Duellen mit großer Vorfreude und Zuversicht entgegen. «Wenn ich daran denke, bei Olympia dabeisein zu können, bekomme ich direkt Gänsehaut. Das ist ein absoluter Traum, den wir uns erfüllen können. Dafür müssen alle zu hundert Prozent abliefern», sagte Co-Kapitänin Emily Bölk.
Auch Xenia Smits elektrisiert der Gedanke an Paris. «Wir haben alle schon WM und EM gespielt, einige auch Champions League. Aber Olympia steht über allem. Das ist für jeden von uns ein großer Traum», sagte die erfahrene Rückraumspielerin. Als Vorbild sollen die Männer dienen, die ihr Olympia-Ticket bereits in der Tasche haben. «Jetzt wollen wir nachziehen», verkündete Bölk.
Eine Pflichtaufgabe, zwei Kracher
Der Bundestrainer glaubt fest daran, dass dies gelingt. «Die Mannschaft ist Stück für Stück mit ihren Aufgaben gewachsen. Im Umgang mit gegnerischer Körperlichkeit oder Drucksituationen sind wir besser geworden», stellte Gaugisch seinen Schützlingen vor der Reifeprüfung ein gutes Zeugnis aus.
Julia Behnke fasste das Turnierprogramm treffend zusammen. «Paraguay ist sicher eine Pflichtaufgabe, Slowenien und Montenegro sind die Kracher», befand die Kreisläuferin. Der Auftakt gegen die Sloweninnen am Donnerstag (17.45 Uhr/Sport1/Dyn) ist daher schon ein Schlüsselspiel. «Die haben einige herausragende Spielerinnen in ihren Reihen. Ana Gros ist wahrscheinlich derzeit die gefürchtetste Rückraumschützin in Europa», warnte Gaugisch.
Keine Prämie für DHB-Auswahl
Zwei Tage später geht es dann gegen den EM-Dritten Montenegro. «Das ist eine abgezockte Mannschaft mit wahnsinnig viel Herzblut. Die beherrschen alle Kniffe, die es braucht, um erfolgreich zu sein», sagte der 49-Jährige und prophezeite: «Das werden zwei Spiele auf Augenhöhe.»
Andreas Michelmann ist dennoch «guter Dinge, dass wir mindestens den notwendigen zweiten Platz belegen». Eine Prämie hat der Verband dafür nicht ausgelobt. «Ich denke, die Motivation ist auch so groß genug», sagte der DHB-Boss.