Im Zentrum von Herning lächelt Mathias Gidsel in einer Küchenwerbung unübersehbar von einer Hausfassade. In der Fanzone stehen die Anhänger der dänischen Nationalmannschaft Schlange, um ein Trikot mit dem Namen ihres Über-Spielers zu beflocken. «Ich kann mich nicht mehr verstecken», sagte der Welthandballer über seine Omnipräsenz bei der Weltmeisterschaft.
Der schmächtige Gidsel ist eigentlich kein Lautsprecher, wirkt eher introvertiert und zerbrechlich. Und trotzdem trägt er die Last einer ganzen Handball-Nation fast allein. Wenn es am Dienstag zur Neuauflage des Olympia-Endspiels gegen Deutschland kommt, will Gidsel die DHB-Abwehr mit seiner Dynamik und Spielintelligenz wieder vor unlösbare Aufgaben stellen. «Ganz wird man den nie stoppen. Aber ihn einfach einigermaßen im Zaum zu halten, ist das Wichtigste», befand DHB-Kreisläufer Justus Fischer.
Bei der 39:26-Lehrstunde im Sommer mutierte Gidsel mit elf Toren zum DHB-Schreck. Und der 25 Jahre alte Rückraumspieler von den Füchsen Berlin ist hochmotiviert, am Dienstag noch eins draufzulegen. «Für uns ist das eins der wichtigsten Spiele bei dieser WM. Fast alle in unserem Team spielen in der Bundesliga. Wir wollen nach Deutschland zurückkehren und sagen: Wir haben Deutschland geschlagen», kündigte Gidsel selbstbewusst an.
Seit 31 WM-Spielen ungeschlagen
Dänemark ist aktuell die beste Mannschaft im Welt-Handball und peilt den vierten WM-Titel in Serie an. Seit mittlerweile 31 WM-Spielen sind die Skandinavier ungeschlagen. Und die bisherigen Auftritte in Herning machen Deutschland wenig Hoffnung, dass diese Serie ausgerechnet am Dienstag reißt. Erst 47:22 Algerien, dann 32:21 gegen Tunesien und 39:20 gegen die Italiener – der Titelverteidiger knackte in nur drei Spielen die 100-Tore-Schallmauer.
«Das waren nicht die ganzen großen Tests», sagte Gidsel und klang fast so, als wollte er die DHB-Auswahl ermutigen. «Deutschland gehört zu den Favoriten. In Andreas Wolff haben sie den X-Faktor im Tor. Wir müssen auch auf Renars Uscins aufpassen», warnte Gidsel, nur um dem Olympia-Zweiten dann doch eine klare Ansage zu machen: «Hier in Herning sind wir schwer zu schlagen».