Gehört mit 24 Jahren schon zu den erfahrensten Spielerinnen im EM-Aufgebot: Emily Bölk. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marco Wolf/dpa/Archivbild)

Emily Bölk weiß seit frühester Kindheit, wie sich Edelmetall anfühlt.

«Ich habe schon als ganz kleines Kind mit der Goldmedaille meiner Mama herumgespielt. Das ist der große Traum, den ich mir irgendwann auch einmal erfüllen will», sagte die Co-Kapitänin der deutschen Handball-Frauen vor dem Start in die Europameisterschaft gegen Polen am Samstag (20.30 Uhr/Sportdeutschland.tv) in Podgorica.

Mutter Andrea, die 1993 mit der DHB-Auswahl Weltmeisterin wurde, wird dann gemeinsam mit Vater Matthias wie so oft auf der Tribüne die Daumen drücken. «Ich bin sehr stolz darauf, dass ich eine so tolle und erfolgreiche Mama habe, die mich so sehr unterstützt. Es ist schön, solch einen Support zu haben», sagte Tochter Emily.

Bölk mit 241 Toren in 81 Länderspielen

Obwohl sie erst 24 Jahre alt ist, gehört die Rückraumspielerin von Ferencvaros Budapest zu den erfahrensten Spielerinnen im EM-Aufgebot von Bundestrainer Markus Gaugisch. Seit ihrem Debüt im Sommer 2016 absolvierte Bölk bisher 81 Länderspiele, in denen sie 241 Tore erzielte.

Eine Medaille bei einem großen Turnier hat Bölk jedoch noch nicht gewinnen können. Das letzte Edelmetall für die DHB-Frauen liegt schon 15 Jahre zurück. Damals gab es WM-Bronze. Auch Sportvorstand Axel Kromer hofft daher auf ein gutes Abschneiden bei der Endrunde, das auch wichtig für die vom Verband angeschobene Weiterentwicklung der Sportart wäre. «Es ist ganz wichtig, dass sich die Frauen mit guten Leistungen in die Öffentlichkeit spielen», betonte Kromer.

Seit Jahren seien bei den Frauen keine nennenswerten Mannschaftserfolge erzielt worden, «auf die wir richtig stolz sein und die wir für die Mitgliedergewinnung nutzen können», so Kromer: «Natürlich kann die Nationalmannschaft bei Turnieren den größten Impuls setzen, um den Fokus auf die Sportart zu lenken.»

Zwischenziel: Auftaktsieg gegen Polen

Ob es bei dieser EM schon zu einer Medaille reiche, sei angesichts der harten Konkurrenz jedoch ungewiss. Generell könne die Mannschaft aber «mit einem guten Engagement und einer guten Leistung auftrumpfen», sagte Kromer und ergänzte: «Das erste Zwischenziel ist ein Auftaktsieg gegen Polen. Da habe ich ein gutes Gefühl.»

Ähnlich geht es Bölk. «Wir haben viel Gas gegeben in der Vorbereitung und uns ein gutes Gefühl erarbeitet. Ich bin guter Dinge», sagte die 1,82 Meter große Rückraumspielerin am Freitag. Eine leichte Aufgabe erwartet sie jedoch nicht, denn die Polinnen verfügen über einen starken Rückraum mit vielen groß gewachsenen Spielerinnen. «Da müssen wir in der Abwehr sehr aktiv nach vorne arbeiten, ohne dabei die Kompaktheit zu verlieren», appellierte Bölk.

Ihr selbst wird dabei eine Hauptrolle zukommen. «Emily ist für uns eine sehr wichtige Führungsspielerin. Sie ist in der Lage, Verantwortung zu übernehmen, und kann sowohl in der Abwehr wie im Angriff eine hohe Körperlichkeit einbringen. Ich bin froh, dass ich jemand im Team habe, der in dem immer noch jungen Alter über so viel Erfahrung und Qualität verfügt», sagte Gaugisch über die Kapitänin, die sich das Amt mit Alina Grijseels teilt.

Bölk auch außerhalb des Parketts gefragt

Bölk, die schon mit 16 Jahren beim Buxtehuder SV in der Bundesliga debütierte, ist aber auch außerhalb des Parketts gefragt. «Sie hat eine große Routine und weiß, wie sie sich für den deutschen Frauen-Handball einsetzen kann. Und wenn die anderen Spielerinnen mal eine unterstützende Hand benötigen, ist sie da», lobte der Bundestrainer.

Für Bölk ist das eine Selbstverständlichkeit. «Mir liegt sehr am Herzen, dass wir gut spielen. Das geht nur, wenn wir als Team auftreten. Deshalb bringe ich viel Energie auf, dass es auch neben dem Spielfeld harmoniert und kein Blatt dazwischen passt. Wir sind tolle Charaktere in der Mannschaft. Alle haben den Anspruch, immer hundert Prozent zu geben», berichtete sie. Keine schlechten Voraussetzungen für eine gelungene Europameisterschaft.

Eric Dobias, dpa

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