Die Spieler vom TBV Lemgo feiern den Sieg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Axel Heimken/dpa)

Das Leben schreibt schon verrückte Geschichten. Gedeon Guardiola, spanischer Handball-Weltmeister, ist nun auch noch DHB-Pokalsieger mit dem TBV Lemgo Lippe. Dabei hätte er es eigentlich gar nicht sein dürfen.

Denn Guardiola war bereits im Viertelfinale mit den Rhein-Neckar Löwen ausgeschieden, mit denen er zweimal deutscher Meister wurde, den EHF-Cup, den DHB-Pokal und dreimal den Supercup holte.

Guardiola plötzlich wieder im Geschäft

Weil der 36 Jahre alte Abwehrspezialist aber im Sommer 2020 von den Löwen zum TBV Lemgo Lippe wechselte, ging für ihn der Pokalwettbewerb plötzlich weiter. Denn der TBV, der schon elf Jahre keine Trophäe mehr erobert hatte, schaffte im Gegensatz zu den Löwen den Einzug in die Endrunde. Guardiola war wieder im Geschäft. Möglich wurde das durch die Verwerfungen in der Pandemie. Der alte Wettbewerb wurde erst 18 Monate später, da die neue Bundesliga-Saison schon zum Endspurt ansetzt, mit der überfälligen Endrunde 2019/20 vollendet. So stand Guardiola in einem Wettbewerb für zwei Mannschaften auf dem Feld.

«Rechtlich ist das alles in Ordnung. So etwas bringen die verrückten Zeiten unter Corona-Bedingungen mit sich», sagt Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL). Die aktuellen Arbeitsverträge zählen, nicht jene aus der Vergangenheit.

«Schönes Geschenk für die Stadt»

Überglücklich stand Guardiola nach dem 28:24-Finalsieg über die MT Melsungen vor der Hamburger Barclaycard-Arena und sang mit spanischem Akzent: «Deutscher Pokalsieger – nur der TBV!» Der Routinier hätte Hinz und Kunz umarmen können an diesem feuchtfröhlichen Abend. «Der Titel ist ein schönes Geschenk für die Stadt, denn sie hat es verdient. Es ist lange her, seit Lemgo zuletzt den Pokal gewonnen hat», sagt er bei Sky. Exakt 19 Jahre. Nun hat der TBV zum vierten Mal den Cup. «Ich bin erst ein Jahr hier», berichtet Guardiola, «aber die Unterstützung in Lemgo ist überragend.»

Die 3,5 Kilo schwere und 20.000 Euro teure Trophäe ist zwar das Objekt der Begierde, aber die tatsächliche Attraktion der Endrunde ist eine andere: der Sieg über Rekordmeister, Rekordpokalsieger, Bundesliga-Tabellenführer und vierfachen Champions-League-Gewinner THW Kiel. Und das nach einem Halbzeitrückstand von sieben (!) Toren im Halbfinale.

Überragender TBV Keeper

Lemgos starker Torhüter Finn Zecher, der die Melsunger im Finale mit elf Paraden demoralisierte, schien vor Stolz zu platzen: «Keiner hat geglaubt, dass wir Kiel besiegen», sagt der Schlussmann. «Ich bin 20 Jahre alt, und keiner erwartet von mir, dass ich Bälle halte. Es ist einfach nur geil.»

Von Franko Koitzsch und Stefan Flomm, dpa

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