Deutschlands Kapitän Johannes Golla erzielte das entscheidende Tor. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marius Becker/dpa)

Nach dem Siegtor von Kapitän Johannes Golla in letzter Sekunde hüpften die deutschen Handballer ausgelassen über das Parkett und genossen danach den Applaus der begeisterten Fans.

Mit dem 30:29 (17:13) gegen Ungarn feierte die DHB-Auswahl vor 3011 ZusChauern in Kassel einen gelungenen Neustart nach der chaotischen Corona-EM und eine erfolgreiche Generalprobe für die WM-Playoffs gegen Färöer Mitte April. Doch nach einer scheinbar sicheren Führung machten es die Schützlinge von Bundestrainer Alfred Gislason noch mal spannend, ehe Golla den Sieg quasi mit der Schlusssirene sicherte. Am Vortag hatte es in Gummersbach ein 31:31 gegeben.

«Wir hatten wie gestern Schwankungen drin. Wir hatten alles super gut im Griff und dann läuft die zweite Halbzeit ganz anders als die erste. Aber Johannes hat uns mit einem Laserstrahl gerettet», sagte Rückraum-Ass Julius Kühn, der wie Rechtsaußen Timo Kastening fünf Tore erzielte. Fast sah es so aus, als ob sich die Deutschen gegen die Magyaren wieder mit einem Remis begnügen müssten. Fabian Wiede verlor 30 Sekunden vor Schluss im Angriff den Ball und Ungarn glich aus. Doch Golla ließ mit einem direkten Wurf vom Anwurfkreis ins leere Tor sein Team und die Fans jubeln.

Bundestrainer zufrieden

Gislason war nach der Lehrgangswoche und den zwei Duellen zufrieden. «Wir haben uns ein bisschen einspielen können», sagte der Isländer. Im Vergleich zum Vortag sah er eine deutlich bessere Abwehr, «und Andi Wolff hat eine sehr starke Leistung in der ersten Halbzeit gebracht. Aber die ersten zehn Minuten in der zweiten Hälfte läuft alles gegen uns und auch am Ende verspielen wir leider den großen Vorsprung», sagte der Bundestrainer bei Sport1.

Die deutsche Mannschaft, die auf die EM-Fahrer Sebastian Heymann, Djibril M’Bengue, Philipp Weber und Kai Häfner verzichten musste, benötigte am Sonntag nur eine kurze Anlaufzeit. Dann war sie voll da. Nach einer knappen Viertelstunde führte sie bereits mit fünf Toren.

Starker Wolff

Das lag vor allem an einer starken Abwehr mit einem prächtig aufgelegten Andreas Wolff dahinter. Der 31-Jährige vom polnischen Topclub Vive Kielce parierte etliche Würfe – darunter einen Siebenmeter. Auch in der Offensive lief es beim Gastgeber. Die Ungarn, die bei der EM im Januar als Co-Gastgeber mit Platz 15 arg enttäuscht hatten, kamen kaum zum Luft holen. Gislason verfolgte die schwungvolle Vorstellung seiner Schützlinge, die sich erst gegen Ende der ersten Halbzeit einige unkonzentrierte Abschlüsse leisteten, an der Seitenlinie mit Wohlwollen.

Nach dem Wechsel kam das nun auf mehreren Positionen umformierte deutsche Team – unter anderen rückte Till Klimpke für Wolff zwischen die Pfosten – schwer in die Gänge. In den ersten sieben Minuten gelang nur ein Tor. Beim 19:18 war Ungarn wieder dran. Doch plötzlich ging ein Ruck durch das Team, das mit einem Zwischenspurt auf 24:20 davonzog. Dieses Polster schmolz aber, weil sich Fehler einschlichen. Doch Golla sicherte mit einem Geistesblitz den Erfolg.

Am Vortag hatte die DHB-Auswahl zu viele Bälle verworfen und in der Abwehr zu viele Lücken gelassen. «Wir wollten den Fans einen Sieg schenken. Dass es nicht geklappt hat, haben wir uns selbst zuzuschreiben», grummelte Gislason. Beste Werfer für das DHB-Team waren Fabian Wiede mit neun Toren und Kühn (5). Auch Rückkehrer Juri Knorr überzeugte nach seiner Hereinnahme in der zweiten Halbzeit mit guten Anspielen und vier Treffern.

Von Eric Dobias, dpa

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