Trifft mit Deutschlands Handballern zum EM-Auftakt auf Belarus: Bundestrainer Alfred Gislason. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Christoph Gollnow/dpa)

Alfred Gislason verfolgte mit verschränkten Armen und strengem Blick das letzte Training der deutschen Handballer vor dem heiß ersehnten EM-Start.

Im Anschluss machte sich der Bundestrainer in der obersten Etage des Teamhotels über den Dächern von Bratislava mit seiner hungrigen Mannschaft an den finalen Feinschliff für die erste Vorrundenpartie gegen Belarus an diesem Freitag (18.00 Uhr/ARD).

Die neu formierte DHB-Auswahl kann die erste Herausforderung bei der Endrunde in Ungarn und der Slowakei kaum erwarten. «Die Stimmung ist supergut. Das kann nur von Vorteil sein. Es liegt etwas Besonderes in der Luft», sagte Rückraumspieler Julius Kühn.

Der Rückraumspieler gehört zu den vier übrig gebliebenen Europameistern von 2016 im Team, das mit erfrischenden Auftritten begeistern will. Auch Gislason spürt den neuen Geist. «Die Stimmung in der Mannschaft ist anders als zuletzt bei der WM oder Olympia. Die Spieler freuen sich riesig, Deutschland zu vertreten und brennen auf das Turnier», sagte der 62 Jahre alte Isländer. «Vielleicht können wir die fehlende Erfahrung ein bisschen wettmachen durch den Spaß, den alle haben.»

«Wir wissen um die Stärken der Belarussen»

Hoch oben im zwölften Stock des EM-Hotels mit einem tollen Blick über die slowakische Hauptstadt herrschte bei seinen Schützlingen eine entspannte Atmosphäre. «Die Anspannung ist nicht so groß, weil wir gut vorbereitet sind. Alle freuen sich auf den Turnierstart, keiner ist verkrampft», berichtete Kapitän Johannes Golla.

Dennoch mahnte Gislason zur Vorsicht vor dem Gegner, den man nicht unterschätzen dürfe. «Wir wissen um die Stärken der Belarussen. Sie sind eingespielt und haben viele Spieler, die regelmäßig in der Champions League spielen. Das ist ein absolutes 50:50-Spiel», warnte der Bundestrainer.

Zumal acht der 17 Spieler, die Gislason auf die EM-Reise zunächst mitgenommen hat, noch nie ein großes Turnier bestritten haben. «Wir müssen schnell die Nervosität ablegen und unsere positive Stimmung behalten», sagte der erfahrene Trainer. Denn: «Es ist extrem wichtig, wie wir in das Turnier kommen. Es wäre sehr gut, mit einem positiven Erlebnis zu starten.» Das Ziel ist klar: zwei Punkte.

Dabei mithelfen soll Spielmacher Philipp Weber, der nach seiner Schulterprellung aus dem Frankreich-Länderspiel am vergangenen Sonntag einige Tage etwas kürzer treten musste. «Wir gehen davon aus, dass er bereit sein wird für das Spiel», sagte Gislason.

Geringe Personalsorgen beim DHB-Team

Verglichen mit anderen Teams sind die Personalsorgen in der deutschen Mannschaft äußerst gering. Zumal es in der gesamten Vorbereitung keinen einzigen Corona-Fall gab. «Darüber bin ich sehr froh», sagte Gislason. «Alle haben sich an die Vorgaben gehalten.» Die Umsetzung der Corona-Schutzmaßnahmen in Bratislava bezeichnete er als «sehr, sehr gut. Bisher war das sehr professionell und sehr korrekt, sowohl im Hotel als auch in der Halle.»

Andere Teams kamen nicht so gut durch. Allein beim letzten deutschen Vorrundengegner Polen infizierten sich gleich sieben Spieler. Zwei positive Fälle gab es kurz vor der Abreise nach Bratislava, fünf weitere nach der Ankunft im EM-Spielort. Kühn reagierte darauf mit schwarzem Humor: «Ich habe gesagt: wir müssen nur gesund bleiben, dann kommen wir relativ weit.»

Der DHB hat zumindest die ihm möglichen Vorkehrungen dafür getroffen. «Wir haben ein tolles Hotel, in denen alle Spieler in Einzelzimmern untergebracht sind, um das Risiko einer Corona-Infektion zu minimieren», sagte Sportvorstand Kromer. «Wir sind bester Dinge, dass es am Umfeld nicht scheitern wird.»

Von Eric Dobias und Nils Bastek, dpa

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