Der beste Werfer beim Sieg des DHB-Teams gegen Katar: Juri Knorr (M). (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa)

Mit einem Eisbeutel an der Wade verschwand der überragende Andreas Wolff nach dem erhofften WM-Auftaktsieg der deutschen Handballer kommentarlos aus der Halle. Doch Bundestrainer Alfred Gislason und die Ärzte der deutschen Mannschaft zerstreuten umgehend aufkommende Sorgen um den Torwart-Routinier.

«Ich denke, dass unsere medizinische Abteilung es bis übermorgen schafft, dass er voll fit ist», sagte Gislason in Kattowitz nach dem 31:27 (18:13)-Sieg gegen Asienmeister Katar.

Eine umgehend durchgeführte Ultraschalluntersuchung ergab eine leichte Zerrung in Wolffs linker Wade. Seinem Einsatz im zweiten Vorrundenspiel gegen Serbien am Sonntag (18.00 Uhr/ARD), in dem die DHB-Auswahl mit einem Sieg schon den Einzug in die Hauptrunde perfekt machen kann, stehe laut Verband derzeit nichts entgegen.

Kurz vor dem Ende der Partie, die das DHB-Team über weite Phasen fest im Griff hatte und letztlich verdient gewann, war Wolff aus dem deutschen Tor gehumpelt. «Er hat signalisiert, dass seine Wade sich zuzieht. Deswegen haben wir ihn sofort herausgenommen, um zu vermeiden, dass er eine Verletzung bekommt», berichtete Gislason und fügte hinzu: «Ich glaube nicht, dass wir uns Sorgen machen müssen.»

Wolff-Ausfall würde Deutschland hart treffen

Wolff wird nun intensiv behandelt. Ein Ausfall des Routiniers würde die deutsche Mannschaft hart treffen. «Das wäre natürlich schlimm, denn Andi befindet sich in einer herausragenden Verfassung. Wir brauchen ihn für das gesamte Turnier», sagte Kapitän Johannes Golla.

Neben Wolff war Juri Knorr vor der mauen Kulisse von 2500 Zuschauern der herausragende Mann im deutschen Team. Mit acht Toren und sechs Vorlagen demonstrierte der 22-Jährige seine Klasse. «Er hat sehr gut gespielt», lobte Gislason den Jüngsten in der DHB-Auswahl.

«Solch ein Sieg gibt natürlich Rückenwind», sagte Knorr. «Ich will es mir gar nicht ausmalen, wenn wir das Spiel verloren hätten.» Wie der Bundestrainer bemängelte auch der Regisseur des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen einige Schwächephasen in der Partie. «Da haben wir die letzte Entschlossenheit vermissen lassen», räumte Knorr ein.

Groetzki: «Unnötig spannend gemacht»

«Wir haben uns einen guten Vorsprung erspielt, schaffen es aber nie, das Spiel in unsere Richtung zu lenken. Wir müssen uns ankreiden lassen, dass wir bis zum Schluss Druck hatten», bilanzierte Knorr, der als Spieler des Spiels ausgezeichnet wurde.

In der zweiten Halbzeit zeigte Gislasons Team ein ganz anderes Gesicht als in der abgeklärten ersten Halbzeit. Die zahlreichen Patzer und Fehlwürfe ließen Katar wieder herankommen. «Mit der Startphase und der ersten Halbzeit sind wir an sich schon sehr zufrieden», sagte Routinier Patrick Groetzki. Die Mannschaft habe es später jedoch «unnötig spannend gemacht».

DHB-Team mit schlechten Erinnerungen an Katar

Dass die Katarer ein alles andere als angenehmer Gegner sein können, hatte die DHB-Auswahl in der jüngeren Vergangenheit bereits mehrfach erlebt. Bei der WM 2015 schaltete der damalige Gastgeber die Deutschen im Viertelfinale aus und marschierte anschließend bis ins Endspiel durch. Noch empfindlicher aber traf die deutsche Mannschaft das Aufeinandertreffen beim Weltturnier zwei Jahre später in Frankreich: Trotz klarer Favoritenrolle war erneut gegen Katar Schluss, dieses Mal schon im Achtelfinale.

Und nun? Traten die Katarer zwar immer noch mit einigen eingebürgerten Spielern wie Rückraumhüne Rafael Capote an, von ihrer einstigen Klasse sind sie mittlerweile aber weit entfernt. Der Asienmeister ging zwar in Führung. Es dauerte allerdings nicht lange, bis die deutsche Mannschaft sich einen souveränen Vorsprung erspielte. Nach nicht einmal sieben Minuten führte die DHB-Auswahl mit 5:2. Katars Trainer-Routinier Valero Rivera nahm die erste Auszeit, besser wurde es aus seiner Sicht aber auch danach nicht.

Defensive um Wolff weitgehend sicher

Das lag jedoch auch an einem zunächst abgeklärten Auftritt des Teams von Gislason. Die Defensive stand weitgehend sicher, vor allem Torhüter Wolff fand stark in die Partie. Und die Angriffe lenkte der schon in der Vorbereitung starke Knorr. Egal, was der Regisseur mit dem Ball machte, es war in den allermeisten Fällen etwas Gutes. Der 22-Jährige leitete ein und legte vor, und wenn mal kein Mitspieler zu finden war, hämmerte er die Bälle aus dem Rückraum selbst rein.

«Dass es so gut läuft, hätte ich nicht gedacht», sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer schon zur Halbzeit. Dieses Bild wurde nach der Pause allerdings etwas getrübt. Zwar blieb das deutsche Team durchweg in Führung, agierte aber nicht mehr durchgängig souverän. Das blieb letztlich aber ohne Folgen.

Von Eric Dobias und Nils Bastek, dpa

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