Die magische Gold-Nacht von Oslo kennt Handballerin Emily Bölk in allen Einzelheiten. Mama Andrea stand beim Final-Drama gegen Dänemark 1993 schließlich mit auf dem Parkett.
«Ich eifere ihr stolz nach. Es ist von klein auf mein Riesentraum, die Geschichte von Mama zu wiederholen. Dafür stehe ich Tag für Tag auf», sagte die Co-Kapitänin des deutschen Nationalteams der Deutschen Presse-Agentur.
Den Traum schon bei dieser WM in Skandinavien wahr werden zu lassen, wäre eine Handball-Sensation. Und doch scheint seit dem deutschen Kantersieg gegen Polen einiges möglich. «Es kann viel passieren. Viele Mannschaften sind auf einem Level, sodass die Tagesperformance entscheidend sein kann», sagte Bölk vor dem ersten Hauptrundenspiel gegen Rumänien am Donnerstag (18.00 Uhr/sportdeutschland.tv).
Mit einem Sieg kann das DHB-Team einen großen Schritt Richtung Viertelfinale machen. Für Rumänien ist es wohl die letzte Chance, im Turnier zu bleiben. «Genau deshalb wird das ein absoluter Kampf werden. Sehr körperbetont. Sehr emotional», sagte Bölk.
«Liebe aufs erste Training»
Die 25-Jährige ist eines der Gesichter im deutschen Frauenhandball. Ihre Kindheit verbrachte sie in der Sporthalle, ihr erfolgreicher Weg im Nationalteam war vorgezeichnet. Oma Inge spielte einst in der DDR-Auswahl, Mama Andrea war 1993 beim bislang einzigen deutschen WM-Titel der Frauen dabei, Vater Matthias war in der Bundesliga für den VfL Fredenbeck aktiv.
«Beim Training meiner Mutter habe ich mit den Bällen rumgezockt und wollte die Halle gar nicht mehr verlassen. Mein Vater musste mich mit dem Sakko einfangen», berichtete Bölk und sagte mit einem Strahlen: «Handball und ich – das war Liebe aufs erste Training».
Athletik der Mutter geerbt
Neben Co-Kapitänin Alina Grijseels ist Bölk die absolute Führungsspielerin im deutschen Kader. Mit ihren gewaltigen Würfen aus dem Rückraum hat sich die 25-Jährige aus Buxtehude bei der Konkurrenz längst Respekt verschafft. Wenn der Ball im Netz einschlägt, zischt es. Bölk gehört nicht zu den Topscorern im deutschen Team, doch alleine ihre Präsenz motiviert die Mitspielerinnen zu Höchstleistungen.
«Emmy hat die Athletik ihrer Mutter geerbt sowie den Ehrgeiz und die Disziplin mitbekommen, die man braucht, um aus Talent eine Karriere werden zu lassen», sagte Ex-Weltmeisterin Heike Axmann einmal der «Welt». Die 55-Jährige war 1993 gemeinsam mit Bölks Mama Andrea Teil der magischen WM-Nacht.
BWL und Wirtschaftspsychologie
Wenn Bölk mal nicht den Handball durch die Hallen schmettert, büffelt sie für ihr Studium – mal mehr, mal weniger. Die Norddeutsche studiert im Bachelor BWL und Wirtschaftspsychologie im Fernstudium. «Seit etwa fünf Jahren bin ich dabei. Handball hat ganz klar Priorität. Das Studium macht mir Spaß, aber der Zeitfaktor ist das Schwierige», sagte Bölk, die für Budapest in der ungarischen Liga spielt.
Aktuell bleibt nicht viel Zeit zum Pauken. Die Weltmeisterschaft in Skandinavien steht über allem. Nach dem Hauptrundenauftakt gegen Rumänien geht es im Zwei-Tages-Rhythmus weiter gegen Serbien und Dänemark. Das Minimalziel heißt Viertelfinale. Dafür muss das DHB-Team mindestens Gruppenzweiter werden. «Aber wie gesagt, vieles ist hier möglich», wiederholte Bölk.