Michelmann ist mit 90,7 Prozent der Stimmen als DHB-Präsident wiedergewählt worden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Hutzler/dpa)

Im schwarzen Pullover mit goldener Kapuze sagte Bob Hanning kurz und knapp Tschüss.

Nach acht Jahren als Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB) bekam der 53-Jährige zum Abschied eine Flasche Wein, in den Vordergrund drängte sich der ebenso mächtige wie streitbare Funktionär beim DHB-Bundestag aber nicht.

«Ich weiß, dass es nicht immer ganz einfach für euch war mit mir, es war auch nicht immer ganz einfach für mich», räumte er gegenüber den Delegierten ein, die ihn mit Applaus entließen. Kurz darauf verschwand er mit seinem Geschenk im Gepäck aus dem Maritim Hotel am Düsseldorfer Flughafen. Ambitionierte Ziele verfolgt der Verband auch ohne den Strippenzieher.

Michelmann im Amt bestätigt

Mit großer Mehrheit (90,7 Prozent) bestätigten die Stimmberechtigten DHB-Präsident Andreas Michelmann für weitere vier Jahre im Amt. Der 61 Jahre alte Oberbürgermeister von Aschersleben, der seit 2015 an der DHB-Spitze steht, fand zwar noch lobende Worte für Hanning: «Bob weiß, dass er oft genug provoziert hat. Aber er hat mehr in den Topf DHB eingezahlt, als er rausgenommen hat.» Vor allem richtete Michelmann aber den Blick in eine vielversprechende Handball-Zukunft, in der Deutschland 2024 (Männer-Europameisterschaft), 2025 (Frauen-Weltmeisterschaft) und 2027 (Männer-WM) gleich drei große Heim-Turniere ausrichten wird.

«In diesen Jahren muss es unser Ziel sein, nicht nur vom Erlebnis, sondern auch vom Ergebnis her erfolgreich zu sein», forderte der DHB-Präsident und nahm damit die zuletzt enttäuschenden Nationalmannschaften in die Pflicht. Die Männer-Auswahl von Bundestrainer Alfred Gislason hatte die WM in Ägypten Anfang 2021 auf dem zwölften Platz und damit mit einem historisch schlechten Ergebnis abgeschlossen. Bei den Olympischen Spielen in Tokio war anschließend schon im Viertelfinale Schluss. Die Frauen von Bundestrainer Henk Groener hatten sich nicht für Olympia qualifiziert.

«Man muss ganz klar sagen: Die sehr hohen Ziele, die wir hatten, jedes Mal Medaillen zu gewinnen, auch bei Olympischen Spielen Medaillen zu gewinnen, das haben wir faktisch nicht erreicht», sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. Dabei gelten gerade Erfolge der Männer-Nationalmannschaft als wichtiger Treiber für die Mitgliedergewinnung des Verbands.

Hanning mit Wunsch zum Abschied

Noch 2001 hatte der DHB über 830.000 Mitglieder, 2020 waren es rund 755.000. Durch die Corona-Pandemie könnte sich die Zahl 2021 nochmals verringern. Dass dieser Trend gestoppt wird, liegt nun vor allem in den Händen des elfköpfigen Präsidiums um Michelmann sowie des vierköpfigen DHB-Vorstands um Chef Mark Schober.

In seinem persönlichen Schlussakt teilte Hanning den Bossen angesichts dieser Entwicklung noch einen letzten Wunsch mit. Er wolle zwar keine Ratschläge geben für die Zukunft, sagte der 53-Jährige, für den Geschäftsführer Jörg Föste vom Bundesligisten Bergischer HC ins Präsidium gewählt wurde. Aber Hannings Meinung nach sollte ein zusätzlicher Vorstandsposten für die Bereiche Mitgliederentwicklung und Nachwuchs eingeführt werden. «Der Nachwuchs ist unsere Zukunft. Und ohne Nachwuchs und Mitglieder sind wir nutzlos», sagte er.

Von Nils Bastek, dpa

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