Deutschlands Renars Uscins (M) im Zweikampf mit den Schweden Emil Mellegard (l) und Jim Gottfridsson. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Johan Nilsson/TT News Agenc/AP/dpa)

Mit versteinerten Mienen verließen Deutschlands Handballer nach dem doppelten Stimmungsdämpfer bei der bitteren 23:32 (8:16)-Pleite gegen Europameister Schweden das Parkett.

Noch schwerer als die klare Niederlage wog das Drama um Paul Drux. Der Rückraumspieler vom Bundesliga-Zweiten Füchse Berlin zog sich ohne gegnerische Einwirkung einen Achillessehnenriss zu und muss damit um die Heim-Europameisterschaft 2024 bangen.

Sportvorstand Kromer: «Das ist ernüchternd»

«Die Diagnose ist erschütternd. Das ist eine Tragödie für Paul und das Schlimmste, was einem Sportler passieren kann. Wir fühlen mit ihm», sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer zur schweren Verletzung von Drux. Die trieb Bundestrainer Alfred Gislason weitere Sorgenfalten auf die Stirn und trübte die ohnehin schlechte Stimmung nach dem schwachen Auftritt vor 4716 Zuschauern in Kristianstad zusätzlich. «Es ist extrem bitter, Paul langfristig zu verlieren. Das überschattet das Spiel und tut mir sehr leid für ihn», sagte Gislason.

Auch sportlich gab es kaum etwas Positives. «Das ist ernüchternd und natürlich nicht das, was wir uns vorgenommen hatten», kommentierte Sportvorstand Kromer das Ergebnis. «Wir wollten das Spiel spannend und erfolgreich gestalten, das ist uns nicht gelungen.» Und der Bundestrainer ergänzte: «Ich bin natürlich nicht zufrieden, vor allem nicht mit der Chancenverwertung. 24 Fehlwürfe und sieben technische Fehler sind viel zu viel. Deshalb waren wir chancenlos.»

Zum Abschluss des Wettbewerbes, der der Vorbereitung auf die Titelkämpfe im Januar nächsten Jahres dient, trifft die DHB-Auswahl am Sonntag in Berlin auf den WM-Dritten Spanien. Dann muss die deutsche Mannschaft ein anderes Gesicht zeigen, um einen weiteren sportlichen Tiefschlag zu vermeiden. Beste DHB-Werfer waren Kapitän Johannes Golla und Neuling Renars Uscins mit jeweils fünf Toren.

Der Bundestrainer überraschte mit seiner Startformation, in der für WM-Shootingstar Juri Knorr zunächst kein Platz war. Anstelle des 22-Jährigen vom Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen begann der Leipziger Luca Witzke auf der Rückraum-Mitte. Zudem durfte Länderspieldebütant Max Beneke vom Zweitligisten VfL Potsdam im rechten Rückraum ran.

DHB-Team bleibt offensiv zu harmlos

Dennoch offenbarten die Gislason-Schützlinge wie schon zuletzt bei den zwei klaren Niederlagen gegen Weltmeister Dänemark eklatante Schwächen im Abschluss, was der Bundestrainer in der ersten Auszeit lautstark monierte. Nach einer Viertelstunde lag das DHB-Team beim 3:8 deutlich zurück, weil zu viele Chancen leichtfertig vergeben wurden.

Dass die Partie nicht frühzeitig entschieden war, lag vor allem an Torwart Andreas Wolff. Der 32-Jährige zeigte einige Glanzparaden, wurde von seinen Vorderleuten aber zu oft allein gelassen. Weil auch im Angriff trotz der Hereinnahme von Knorr keine Besserung eintrat, wuchs der Rückstand beim 6:14 auf acht und kurz nach dem Wechsel beim 8:18 sogar auf zehn Tore an.

Das wurde jedoch zur Nebensache, als Drux bei einem Angriff ohne gegnerische Einwirkung vor Schmerzen schreiend zu Boden ging und nach einer Behandlungspause vom Parkett humpelte. Die niederschmetternde Diagnose für den 28-Jährigen ließ dann nicht lange auf sich warten und trübte die Stimmung gewaltig. «Wenn sich ein Spieler so schwer verletzt, sind die Köpfe natürlich unten», beschrieb Kreisläufer Golla die Gefühlslage.

Von Eric Dobias, dpa

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