Voller Elan kletterte Alfred Gislason nach der Ankunft der deutschen Handballer vor dem WM-Teamhotel in Kattowitz aus dem Bus – und auch den Spielern war die Vorfreude auf die Weltmeisterschaft anzumerken.
«Alle brennen darauf, dass es endlich losgeht», sagte der Bundestrainer vor dem mit Spannung erwarteten Auftaktspiel der DHB-Auswahl gegen Asienmeister Katar an diesem Freitag (18.00 Uhr/ZDF und Sportdeutschland.tv). Rückraumspieler Paul Drux vom Bundesliga-Spitzenreiter Füchse Berlin brachte die Stimmung im Team, das mit rund 45-minütiger Verspätung im polnischen Vorrundenort landete, auf den Punkt: «Das Kribbeln nimmt zu. Wir sind alle voller Vorfreude.»
Mit Leidenschaft und Teamgeist will die DHB-Auswahl nach zuletzt sieben medaillenlosen Turnieren den verloren gegangenen Anschluss an die Weltspitze wieder herstellen und ein Millionenpublikum vor den heimischen Fernsehgeräten begeistern. «Wir wollen den Handball voranbringen», verkündete DHB-Sportvorstand Axel Kromer nach der Ankunft.
Kromer zuversichtlich
Nach einer zehntägigen Vorbereitung sind die Spieler heiß. «Alle freuen sich auf ein tolles Turnier», berichtete Kromer. Torwart Andreas Wolff, einer von noch fünf Europameistern von 2016 im 16-köpfigen WM-Aufgebot, formulierte den Anspruch: «Wir wollen international wieder Anerkennung finden und zu den Mannschaften zählen, gegen die man nicht spielen möchte.»
Ob es am Ende zu mehr reicht als dem Einzug ins Viertelfinale, das Spieler und Verband immer wieder als WM-Ziel genannt haben, werden die nächsten zweieinhalb Wochen zeigen. «Wir wollen ein Feuer entfachen, mit Lust Handball spielen und so weit wie möglich kommen», sagte der 33 Jahre alte Routinier Patrick Groetzki. Kapitän Johannes Golla weiß, worauf es in den WM-Tagen ankommt: «Wir brauchen viele Emotionen und eine gewisse Euphorie, um vorne mitspielen zu können», betonte der 25-Jährige.
Diese Eigenschaften sollen gleich im ersten Vorrundenduell der Gruppe E gegen Katar zum Tragen kommen. «Ich habe schon einige Pflichtspiele gegen Katar erlebt. Bei der WM 2015 und 2017 konnten wir nicht gewinnen. Daran sollte man sich erinnern», warnte Kromer vor dem Rivalen. «Das ist mit Sicherheit keine Laufkundschaft.»
Warnung vor Katar
Auch Gislason rechnet mit einer kniffligen Aufgabe. «Katar hat eine technisch begabte und erfahrene Mannschaft, die auch körperlich sehr stark ist. Sie haben viel Wurf-Power aus dem Rückraum», sagte Gislason und forderte: «Fakt ist: Wir müssen über 60 Minuten ein richtig gutes Spiel machen, um sie zu schlagen.»
Daran hatte es zuletzt in den beiden Testspielen gegen Island gehapert. Konstanz lautete das Zauberwort, das danach öfter zu hören war. Gislason ist zuversichtlich, dass sich die Mannschaft im Turnierverlauf, in dem zunächst Serbien und Algerien die weiteren Gruppengegner sind, noch besser findet. «Wir sind in der Breite nicht so gut eingespielt. Aber das wird sich regeln, denn wir werden rotieren müssen», sagte der Bundestrainer.
Gegen den vom Spanier Valero Rivera trainierten Asienmeister, bei dem der aus Kuba stammende Rafael Capote trotz seiner 35 Jahre immer noch für Druck und Tore aus dem Rückraum sorgt, wird es seiner Ansicht nach vor allem auf eine gute Defensive ankommen. «Wir brauchen eine aggressive und bewegliche Abwehr. Wenn wir das hinbekommen, können wir den gegnerischen Angriff unter Druck setzen und werden mit großer Sicherheit eine gute Torhüterleistung bekommen», sagte Gislason.
Kampfansage an die Konkurrenz
Seine Schützlinge fühlen sich bereit für die Endrunde. «Wir haben eine hungrige und spielstarke Truppe», sagte Drux und richtete eine kleine Kampfansage an die Konkurrenz: «Wir gehen mit Demut an das Turnier, müssen uns aber vor niemandem verstecken.»
Diese Einschätzung wird von Kromer geteilt. «Wir haben den Plan, dass dieses Turnier besser verläuft, als es zuletzt der Fall war», sagte der Sportvorstand. In der jüngeren Vergangenheit sei die DHB-Auswahl von den anderen Nationen selten bis gar nicht als Favorit oder Medaillenkandidat angesehen worden. Kromer formulierte daher das WM-Ziel: «Wir hoffen, dass wir nach der WM von der Konkurrenz wieder mit mehr Respekt und Achtung wahrgenommen werden.»