Der wohl mächtigste Mann des deutschen Handballs strebt nun auch auf höchster europäischer Ebene nach Einfluss.
Als Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB) hört Bob Hanning in wenigen Monaten auf, an diesem Freitag könnte der 53-Jährige in Wien den nächsten Funktionärsjob bekommen. Beim Kongress des europäischen Verbandes EHF geht Hanning als einer von insgesamt zwölf Kandidatinnen und Kandidaten für die einflussreiche Exekutive ins Rennen.
Wird Hanning gewählt, regiert er für die nächsten vier Jahre im tonangebenden EHF-Gremium mit. Das Problem: Es sind nur drei Positionen in Europas Handball-Regierung neu zu besetzen. Und vor der Wahl in der österreichischen Hauptstadt sind noch viele Fragen offen. Wenige Stunden vor Beginn des Kongresses ist plötzlich sogar unklar, ob Hanning sich wie geplant tatsächlich zur Wahl aufstellen lässt.
«Es bedarf noch vieler Gespräche. Im Anschluss daran werde ich mich in Rücksprache mit dem DHB und der Liga erst entscheiden, ob ich mich zur Wahl aufstellen lasse», sagte Hanning der Deutschen Presse-Agentur. Bislang gestalteten sich diese hochpolitischen Unterhaltungen im Hintergrund sehr zäh. Vermutlich erst am Donnerstagabend oder Freitagmorgen will der Geschäftsführer des Bundesligisten Füchse Berlin sich entscheiden.
«Viele Länder aus verschiedenen Regionen beanspruchen Positionen. Es muss ausgewogen sein», sagte Hanning. Für den deutschen Handball jedenfalls hätte eine Wahl Hannings große Bedeutung. Der DHB-Vize wäre das erste deutsche Mitglied in der EHF-Exekutive nach dem 2015 verstorbenen Hans-Jürgen Hinrichs. Das mächtige Gremium beschließt unter anderem Regeländerungen oder den europäischen Handball-Kalender.
«Wir sind überzeugte Europäer und möchten unser Engagement für Europa verstärken und hoffen, mit diesen Angeboten erfolgreich sein zu können», sagt DHB-Präsident Andreas Michelmann. Neben Hanning bewirbt sich unter anderen auch DHB-Vorstandschef Mark Schober für einen Posten in einem EHF-Komitee. Die Wahlen der insgesamt 53 zu vergebenden Ämter sollen alle an diesem Freitag stattfinden. Der amtierende EHF-Präsident Michael Wiederer tritt dann ebenfalls wieder an – als einziger Kandidat für den Chefposten.
Die Aufmerksamkeit des DHB dürfte aber vor allem Hanning gelten. Seit 2013 arbeitet der ebenso streitbare wie einflussreiche Strippenzieher in verantwortlicher Position für den deutschen Verband. Auch dank Hannings Vernetzung auf internationaler Ebene gelang es dem DHB, einige Großturniere nach Deutschland zu holen. Mit einem Job bei der EHF könnte sein Einfluss noch etwas größer werden.