Furcht vor einem Rückschlag für die deutschen Handball-Frauen im doppelten EM-Härtetest gegen Frankreich hat Markus Gaugisch nicht. Der Bundestrainer sieht den Duellen mit dem Olympiasieger am Freitag (21.10 Uhr) in Metz und Sonntag (17.15 Uhr) in Nancy vielmehr erwartungsfroh entgegen.
«Angst vor Niederlagen habe ich nicht. Das Wichtigste ist, dass wir immer versuchen, unseren Matchplan zu einhundert Prozent umzusetzen. Wenn wir das schaffen, haben wir auch immer eine Siegchance. Wenn der Gegner dann trotzdem besser ist, muss man das akzeptieren», sagte Gaugisch.
Gaugisch: «Jeder Trainer hat eigene Handschrift»
Der Trainer des deutschen Meisters SG BBM Bietigheim ist seit April auch für die Nationalmannschaft verantwortlich – und sieht seiner ersten großen Bewährungsprobe bei der Europameisterschaft vom 4. bis 20. November in Slowenien, Nordmazedonien und Montenegro zuversichtlich entgegen. «Ich denke, ich kann den Schwung aus dem Verein in die DHB-Auswahl mitbringen, weil man sieht, dass man auf internationalem Parkett konkurrenzfähig und erfolgreich sein kann», sagte Gaugisch. Immerhin ist er mit dem European-League-Sieger seit mehr als einem Jahr ungeschlagen.
Auch in der DHB-Auswahl soll sein Wirken schnell Früchte tragen. «Jeder Trainer hat seine eigene Handschrift. Man soll erkennen, wie wir spielen wollen, sowohl in der Abwehr wie im Angriff», sagte der 48-Jährige. Dabei will er teilweise auf der Arbeit seines Vorgängers Henk Groener aufbauen. «Die Grundlage ist eine aktive Abwehr, das will ich noch ausbauen und weiterentwickeln», sagte Gaugisch.
Heißt im Klartext: Druck auf den Ball ausüben, Räume schließen und den Gegner zu Fehlern zwingen. «Wenn wir viele Bälle gewinnen und ins Tempospiel kommen, ist die Basis für Erfolgserlebnisse gelegt», prophezeite der Bundestrainer. Im Angriff setzt er zunächst auf simple Muster. «Wir müssen einfach spielen, weil die komplexen Dinge Zeit brauchen. Die haben wir einfach nicht», betonte Gaugisch knapp fünf Wochen vor dem EM-Auftakt gegen Polen. Weitere Vorrundengegner sind Co-Gastgeber Montenegro und der WM-Vierte Spanien.
Länderspiele als Standortbestimmung
Die Länderspiele gegen die «Equipe tricolore» kommen daher als Standortbestimmung gerade recht. Seit 2011 wartet die deutsche Mannschaft auf einen Sieg gegen den Vize-Weltmeister des Vorjahres. «Frankreich ist das Non-Plus-Ultra im Frauen-Handball. Die Mannschaft ist individuell sehr stark besetzt und in der Lage, unglaubliche Aufgaben zu stellen. Man kann nicht seinen Stiefel herunterspielen. Es werden Situationen entstehen, in denen ein ganz großer Handlungsdruck auf den Spielerinnen lastet», sagte Gaugisch. «Das wird eine knallharte Aufgabe. Wir müssen schauen, dass wir das im Kollektiv hinbekommen.»
Co-Kapitänin Alina Grijseels ist gespannt, wie das gelingt. «Diese Spiele werden besondere Highlights. Sich mit dem Olympiasieger zu messen, ist eine großartige Herausforderung für uns», sagte die Rückraumspielerin vom Bundesligisten Borussia Dortmund. «Wir werden sehen, wie unser aktuelles Leistungsniveau ist und woran wir noch arbeiten müssen, um optimal vorbereitet in die Top-Spiele zu gehen, die uns bei der EURO erwarten werden.»