Der 21-jährige Handball-Nationalspieler und Rückraumspieler der Rhein-Neckar Löwen: Juri Knorr. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Swen Pförtner/dpa)

Der Verzicht auf eine Corona-Impfung kostet Handball-Profi Juri Knorr die Teilnahme an der Europameisterschaft im Januar.

«Wo jetzt alle Bescheid wissen, können wir uns dazu bekennen, dass Juri bei der EM keine Rolle spielen wird. Jetzt können wir auf dieser Grundlage unsere Personalplanungen vorantreiben», sagte der Sportvorstand des Deutschen Handballbunds (DHB), Axel Kromer, der Deutschen Presse-Agentur.

Bei der Endrunde vom 13. bis 30. Januar 2022 in Ungarn und der Slowakei gilt Stand jetzt die 2G-plus-Regelung, bei der eine Teilnahme nur für Geimpfte und Genesene (2G) mit einem zusätzlichen Test möglich ist. Da Knorrs Corona-Erkrankung mehr als ein Jahr zurückliegt, kann sich der Rückraumspieler des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen nicht auf einen Genesenen-Status berufen. «Dieser Regel werde ich mich leider beugen müssen», sagte der 21-Jährige dem «Mannheimer Morgen».

Knorr: «Ich bin kein Corona-Leugner»

Der Impfstatus von prominenten Sportlern und dessen Auswirkungen auf ihre Vorbildrolle und die Teilnahme an Wettkämpfen wurden in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder diskutiert. Am bekanntesten sind die Fälle des Fußballers Joshua Kimmich und des serbischen Tennis-Profis Novak Djokovic. Der ungeimpfte Bayern-Profi Kimmich fällt nach einer Corona-Infektion wegen Lungenproblemen bis in den Januar aus, hat aber angekündigt, sich immunisieren lassen zu wollen. Djokovic hat die Krankheit – wie Juri Knorr – bereits hinter sich, äußert sich allerdings nicht offiziell zu seinem Impfstatus. Da bei den Australian Open vom 17. bis 30. Januar in Melbourne nur geimpfte Sportler starten dürfen, ist die Teilnahme des gemeldeten Weltranglisten-Ersten beim ersten Saison-Höhepunkt fraglich.

Zu seinen Motiven äußerte sich der Handballer Knorr nicht im Detail. Er betonte aber ausdrücklich: «Ich bin kein Corona-Leugner.» Er hatte sich im November vergangenen Jahres bei einer Länderspielreise mit dem Virus infiziert. «Mich hat es selbst schwerer erwischt als andere in meinem Alter. Deswegen nehme ich diese Krankheit ernst», sagte er.

Sein Club betonte, dass man die Corona-Schutzmaßnahmen gewissenhaft umsetze. Andererseits habe man «weder die Absicht noch die Handhabe», einen Angestellten zu einer Corona-Impfung zu drängen, sagte Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann. DHB-Sportvorstand Kromer sagte zu Knorrs Impfstatus: «Wenn Juri das aufgrund seiner individuellen Bewertung jetzt nicht tun möchte, müssen wir das einfach akzeptieren und uns auf die anderen Spieler konzentrieren.»

«Ich vertraue auf meine natürliche Immunität»

Statt einer Impfung setzt Knorr seit seiner Genesung auf eine regelmäßige Bestimmung seiner Antikörper sowie seiner Covid-19-spezifischen T-Zell-Antwort. «Ich vertraue diesen medizinisch bestätigten Ergebnissen in Bezug auf meine natürliche Immunität über einen Zeitraum von sechs Monaten hinaus», sagte er.

Wie lange er sich darauf verlassen kann, ist offen, gibt es dazu doch bisher keine fundierten Forschungsergebnisse. Knorr weiß das. Er sei sich bewusst, «dass, sobald ich meine momentan medizinisch belegte natürliche Immunität verlieren sollte, ich mich noch intensiver mit einer möglichen Impfung beschäftigen muss». Sollte dieser Fall eintreten, werde er zu diesem Zeitpunkt möglichst viele der dann aktuellen Erkenntnisse und Studien in seine Entscheidung einfließen lassen. «Oberste Priorität werden dabei auch weiterhin meine eigene Gesundheit und der Schutz meiner Mitmenschen haben», betonte Knorr.

Auf die Spiele in der Handball-Bundesliga (HBL) hat der Impfstatus keinen Einfluss. Anders als in der Frauen-Bundesliga, die nach der Weltmeisterschaft in Spanien 2G in der ersten und zweiten Liga für Spielerinnen, Trainer, Schiedsrichter und sonstige Offizielle einführt, gilt bei den Männern die 3G-Regelung. Das soll vorerst auch so bleiben: «Wir führen 2G ein, wenn der Gesetzgeber es vorschreibt», sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann auf Nachfrage. Allerdings hat der 57-Jährige Zweifel, ob sich eine 2G-Regelung arbeitsrechtlich durchsetzen ließe.

Von Stefan Flomm und Eric Dobias, dpa

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