Handball-Ikone Stefan Kretzschmar glaubt nicht an einen großen Wurf der DHB-Auswahl bei der Europameisterschaft im Januar 2022.
«Von Medaillen braucht der deutsche Handball momentan nicht zu reden. Davon sollte er sich sogar erst einmal verabschieden», sagte der Ex-Nationalspieler in einem Interview des «Mannheimer Morgen». Es sei jetzt «definitiv nicht die Zeit, irgendwelche Parolen für die EM im nächsten Jahr rauszuhauen, sondern wir müssen unser Potenzial realistisch einschätzen und sagen: Wir befinden uns nicht auf dem Niveau von Frankreich, Norwegen, Dänemark, vielleicht auch Schweden und Island.»
Der Sportvorstand des Bundesligisten Füchse Berlin vermisst derzeit bei einigen deutschen Spielern die große Begeisterung für die Nationalmannschaft. «Es ist eine Einstellungssache, eine Frage der Mentalität», sagte der 48-Jährige. Er wolle niemandem zu nahe treten und verstehe auch die Gründe für manch eine Absage, dennoch «habe ich manchmal schon das Gefühl, dass da manch einer eine Nationalmannschaftseinladung umgehend mit dem Thema Belastung assoziiert».
Bei anderen Nationen käme dies nicht vor. «An sowas würde Domagoj Duvnjak niemals denken. Der würde niemals den Kroaten absagen, weil ihm das gerade alles zu anstrengend ist», sagte Kretzschmar und nannte ein weiteres Beispiel: «Die Skandinavier treten nach einer Einladung die Reise zur Nationalmannschaft mit einem Lächeln und mit Freude an. Für diese Jungs gibt es nichts Größeres. Die fahren da hin.»