Magdeburgs Trainer Bennet Wiegert jubelt mit seiner Mannschaft. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Uwe Anspach/dpa)

Die Meisterparty mit dem SC Magdeburg hat Bennet Wiegert fest für diesen Donnerstag eingeplant. «Wir wollen das so schnell wie möglich finalisieren», sagte der Trainer des souveränen Tabellenführers der Handball-Bundesliga vor dem ersten von drei Matchbällen.

Im Heimspiel gegen HBW Balingen-Weilstetten reicht dem SCM bereits ein Remis zum ersten Titelgewinn seit 21 Jahren. «Wir wollen jetzt etwas abholen und uns belohnen», sagte Wiegert.

Unfreiwiliiger Karrierestart

Für den 40-Jährigen, der 2001 beim bisher einzigen gesamtdeutschen Magdeburger Meister-Coup als Spieler dabei war, wäre es die vorläufige Krönung seiner Trainerkarriere. Die beginnt 2015 eher unfreiwillig. Wiegert arbeitet damals als Nachwuchskoordinator im Verein, der einige Jahre zuvor nur mit Mühe eine Insolvenz abgewendet und sportlich den Anschluss an die Top Drei der Liga verloren hat.

Wiegert präsentiert ein Zukunftskonzept, das die Bosse überzeugt. Sie überreden den Ex-Profi, seine Ideen selbst an verantwortlicher Stelle umzusetzen. «Eigentlich wollte ich das damals gar nicht – Bundesligatrainer zu sein, erschien mir viel zu schnelllebig», erzählte Wiegert jüngst im Magazin «Bock auf Handball».

Der Familienvater, der beim SCM auch als Sport-Geschäftsführer fungiert, stellt sich sukzessive eine homogene Mannschaft zusammen, die auf und neben dem Parkett prächtig harmoniert. Als Herzstück gilt der Rückraum um die isländischen Nationalspieler Gisli Kristjansson und Omar Ingi Magnusson, der mit 212 Treffern derzeit zweitbester Liga-Schütze ist. «Ich bin begeistert, welche tollen Leistungen die Jungs über Monate hinweg gezeigt haben. Das ist Wahnsinn. Ich bin unheimlich stolz, solche Charaktere zu haben», lobte Wiegert seine Schützlinge schon vor dem finalen Schritt zum Titel.

«Jeder will gewinnen»

Nur vier Spiele hat sein Team in dieser Saison bislang verloren – zwei in der Bundesliga, dazu die Endspiele im DHB-Pokal gegen Rekordmeister THW Kiel und in der European League gegen Benfica Lissabon. «Wir haben einen Kader aufgestellt, in dem jeder nur gewinnen will, in dem es von den Charakteren her passt. Keiner ist zufrieden, wenn er persönlich gut performt hat, die Mannschaft am Ende aber verloren hat oder umgekehrt», sagte Wiegert.

Für viele Experten wie die Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar und Pascal Hens oder den ehemaligen Bundestrainer Heiner Brand spielt Magdeburg den derzeit attraktivsten Handball in der Bundesliga. Mit 963 Toren stellt der Vereinsweltmeister auch die offensivstärkste Mannschaft. «Benno macht es überragend. Er hat lange Zeit die ganze Breite des Kaders genutzt, sodass die Mannschaft am Saisonende genug Reserven hatte», sagte Bundestrainer Alfred Gislason der «Sport Bild».

Kommt die Krone?

Nun soll die Reise, die der Sohn des einstigen Weltklasse-Kreisläufers und Olympiasiegers Ingolf Wiegert «ein riesiges Abenteuer» nennt, gekrönt werden. Auch wenn Wiegert vom Tempo der Entwicklung manchmal selbst überrascht ist. «Eigentlich braucht es noch zwei, drei Jahre, bis unser Kader in diesem Haifischbecken ähnlich erfahren ist wie Kiel oder Flensburg. Mein Plan war es noch nicht, in diesem Jahr um die deutsche Meisterschaft zu spielen», sagte er und ergänzte: «Aber man wehrt sich auch nicht dagegen.» Die Meisterparty kann also kommen.

Von Eric Dobias, dpa

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