Magdeburgs Trainer Bennet Wiegert und die Fans jubeln nach dem Einzug ins Final Four der Champions League. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Ronny Hartmann/dpa-Zentralbild/dpa)

Nach dem nächsten Erfolg seiner noch jungen Trainerlaufbahn war Bennet Wiegert mental und körperlich völlig fertig. «Ich bin wirklich müde, aber sehr glücklich. Wir haben Geschichte für den Club geschrieben», sagte der 41 Jahre alte Coach des deutschen Handball-Meisters SC Magdeburg nach dem erstmaligen Einzug ins Final Four der Champions League.

Während der SCM und seine Fans am Mittwochabend nach dem 30:28 (13:13) über Wisla Plock an der Elbe grenzenlos jubelten, schlichen etwa 750 Kilometer Luftlinie entfernt in Frankreichs Hauptstadt die Spieler des THW Kiel mit hängenden Köpfen vom Parkett. Das 29:32 (15:17) bei Paris Saint-Germain bedeutete für die Norddeutschen das Aus im Viertelfinale der Königsklasse.

Zwar war Magdeburg 2002 der erste deutsche Club, der die Champions League als Nachfolge-Wettbewerb des Europapokals der Landesmeister gewonnen hatte, doch die Qualifikation für das seit 2010 ausgetragene Finalturnier gelang nun erstmals. Der THW verpasste dagegen die neunte Teilnahme am Final Four, das am 17. und 18. Juni in Köln gespielt wird. «Wir müssen jetzt schlucken, dass es nicht gereicht hat. Paris war besser», sagte Kiels Coach Filip Jicha.

Nach dem 22:22 im Hinspiel in Plock verlangten die Polen den gastgebenden Magdeburgern auch im zweiten Duell alles ab. Bis zum 26:26 (54. Minute) war alles offen. Mit drei Treffern in Serie zum 29:26 (58.) setzte sich der SCM dann vorentscheidend ab. Großen Anteil daran hatte Kay Smits mit 14 Treffern. «Es war ein unglaubliches Spiel mit einer fantastischen Atmosphäre», sagte der Niederländer, der in der kommenden Saison für den Bundesliga-Kontrahenten SG Flensburg-Handewitt auflaufen wird.

Schreckmoment beim Jubel

Einen kleinen Schreckmoment gab es noch, als Lucas Meister beim Siegesjubel kurzfristig zu Boden ging. Teamkamerad Philipp Weber war dem Kreisläufer gegen den Kopf gesprungen. Wenig später stand der Schweizer aber wieder auf den Beinen.

Ganz anders lief die Partie in Paris. Die Franzosen, die schon in Kiel mit 31:27 gewonnen hatten, waren auch in der eigenen Halle das dominante Team. Der THW lag zu keinem Zeitpunkt der Partie in Führung und schaffte es so nie, den Rückstand zumindest etwas aufzuholen. «Heute wäre mehr drin gewesen. Aber immer, wenn wir am Drücker waren, haben wir vorn verworfen oder technische Fehler gemacht», übte Kreisläufer Patrick Wiencek Selbstkritik: «Vielleicht hätten wir auch mal eine Führung gebraucht, um Paris noch mehr zum Nachdenken zu zwingen.» Rückraum-Star Sander Sagosen ergänzte: «Es war ein harter Fight, aber wir waren nicht gut genug dieses Jahr.»

Doppelbelastung

Sowohl der SCM als auch Kiel hatten mit einem zusätzlichen Handicap zu kämpfen. Während die Gegner zwischen Hin- und Rückspiel keine Partie spielen mussten, waren die deutschen Clubs am vergangenen Wochenende in der Bundesliga gefordert.

Und die Terminhatz geht unverändert weiter. Schon am Sonntag stehen die nächsten Spiele im Kampf um die deutsche Meisterschaft an. Der Tabellen-Zweite aus Magdeburg empfängt im Top-Spiel (14.00 Uhr/Sky) die viertplatzierten Flensburger, Spitzenreiter Kiel hat den HC Erlangen zu Gast (16.05 Uhr/Sky). In der Tabelle liegt der THW mit 49:9 Punkten knapp vor Magdeburg mit 49:11 Zählern.

Stefan Flomm, dpa

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