Die Kieler feiern den Gewinn des Supercups. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Inderlied/dpa)

Auf der nächtlichen Heimfahrt nach dem 13. Supercup-Triumph des THW Kiel gestattete Trainer Filip Jicha seinen Schützlingen im Bus ein Sieger-Bier – groß gefeiert wurde der erste Titel in der neuen Saison beim Handball-Rekordmeister jedoch nicht.

«Ich komme aus Pilsen. Natürlich dürfen die Spieler nach jedem Titel, den sie gewinnen, eine Kiste Bier für die Mannschaft holen. Da müssen sie nicht fragen», sagte Jicha mit einem breiten Lächeln und fügte dann ganz ernst hinzu: «Der Erfolg ist ein Sahnehäubchen, aber die Saison geht jetzt erst los. Wir haben jede Menge Arbeit vor uns.»

Schon am Nachmittag bittet der Tscheche sein Team wieder zum Training. Schließlich starten die Kieler in der Bundesliga am Sonntag beim Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten in die Mission Titelverteidigung – und das ausnahmsweise einmal nicht als Topfavorit. 

Bundestrainer tippt auf Magdeburg

Viele Experten schätzen den Nordrivalen SG Flensburg-Handewitt in dieser Saison höher ein. Und auch Bundestrainer Alfred Gislason tippt auf einen anderen Meister. «Ich sehe Magdeburg als größten Favoriten», sagte der 63 Jahre alte Isländer ungeachtet des vierten Supercup-Gewinns der Kieler in Serie. Nach Ansicht von Gislason verfüge der THW zwar über «die richtige Mentalität» im Titelkampf. «Aber Magdeburg hat sich super verstärkt.»

Solche Prognosen stacheln die Kieler, die nach dem Abgang der beiden Weltstars Niklas Landin und Sander Sagosen derzeit auch den verletzungsbedingten Ausfall von vier Leistungsträgern zu beklagen haben, zusätzlich an. «Wir sind der THW. Wir werden unseren Job machen und wollen so viele Titel wie möglich gewinnen. Man muss uns auf der Rechnung haben», richtete Kapitän und Kreisläufer Patrick Wiencek nach dem dramatischen 4:3-Sieg im Siebenmeterwerfen gegen Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen eine Kampfansage an die Konkurrenz. 

Ähnlich forsche Töne gab es von Rune Dahmke. «Wir müssen uns nicht verstecken. Ich sehe keinen Grund, warum wir nicht wieder ganz oben mitspielen sollten», sagte der Linksaußen und ergänzte: «Ich finde es ganz schön, dass die Favoritenkarte vor dieser Saison mal woanders hingewandert ist. Aber wir wissen, wer wir sind, dass wir immer noch eine sehr starke Mannschaft haben und dort oben hingehören.»

Kiel will erfolgreichen Weg weitergehen

Das Selbstverständnis und der hohe Anspruch der Kieler haben also nicht gelitten, was auch Jicha verdeutlichte. «Unser Weg war in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich. Den wollen wir weitergehen», sagte der 41-Jährige. Doch er weiß auch: «Die Konkurrenz ist unheimlich eng zusammengerückt.» 

Das zeigte sich in Düsseldorf. Die Rhein-Neckar Löwen agierten in der hochklassigen Partie (33:33) auf Augenhöhe und standen in der Schlussphase dicht vor dem Sieg, den ausgerechnet Jungstar Juri Knorr mit einem verworfenen Siebenmeter kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit vergab. «Beide Mannschaften haben ein unfassbares Spiel abgeliefert. Es war eine Werbung für den Handball», lobte Jicha.

Er sei froh und stolz über den am Ende «glücklichen Sieg, denn ein Siebenmeterwerfen ist immer wie eine Lotterie», sagte der frühere Weltklassespieler Jicha. Ungeachtet dessen sieht THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi die Mannschaft für den Titelkampf ganz ordentlich gerüstet. «Der Sieg im Supercup zeigt, dass wir in der Vorbereitung gut gearbeitet haben. Ich hoffe, das gibt uns Aufwind für den Saisonstart», sagte er.

Von Eric Dobias, dpa

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