Bundestrainer Alfred Gislason bereitet die deutschen Handballer auf die EM vor. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Arne Dedert/dpa)

Nach einer dezenten Silvesterparty düste Alfred Gislason am Neujahrstag voller Euphorie und Enthusiasmus von Berlin ins beschauliche Brunsbüttel. Der Start des finalen Vorbereitungslehrgangs steigerte auch beim Bundestrainer der deutschen Handballer noch einmal die Vorfreude auf die bevorstehende Europameisterschaft in Deutschland.

«Ich freue mich, jetzt eine Heim-EM erleben zu können. Das ist etwas Besonderes und auch für mich eine neue Erfahrung», sagte Gislason der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf das Mega-Event vom 10. bis 28. Januar. «Es ist etwas Großes für jeden, der dabei sein kann.»

Der 64 Jahre alte Isländer weiß um die Begeisterung im Land, die die Mannschaft durch das Turnier tragen soll. Schließlich war er 2007 beim WM-Wintermärchen als Nationaltrainer seines Heimatlandes hautnah dabei. «Damals habe ich die Besonderheit eines Turniers in Deutschland erlebt», berichtete Gislason. «Jetzt freue ich mich besonders darauf, als Nationaltrainer Deutschlands ein Turnier zu Hause zu erleben. Für mich ist das ein Highlight.»

Hälfte des Lebens in Deutschland

Das verwundert kaum, denn Gislason hat mittlerweile die Hälfte seines Lebens in Deutschland verbracht. «Für mich ist es ohne Frage ein Heim-Turnier, denn ich fühle mich sehr verbunden mit Deutschland. Ich bin nicht ohne Grund so lange geblieben. Mir gefällt es hier, ich fühle mich hier sehr wohl. Auch als Historiker bin ich ein großer Deutschland-Fan», bekräftigte Gislason.

Seit mehr als 20 Jahren lebt er in einem kleinen Ort in der Nähe von Magdeburg. Mittlerweile hat er mit seiner Lebenspartnerin Hrund Grunnsteinsdottir zudem eine Wohnung in Berlin gemietet. «Ein richtiger Großstädter werde ich vermutlich nie, aber es ist schön, einen Kontrast zu meinem ländlichen Zuhause zu haben», erzählte Gislason.

Nachdem er einst als Vereinstrainer den SC Magdeburg und vor allem den THW Kiel zu zahlreichen Erfolgen geführt hatte, will er nun auch mit der DHB-Auswahl für Furore sorgen. Seit Februar 2020 ist Gislason im Amt, doch die ersten Großturniere verliefen allesamt nicht nach Wunsch.

Fünfter bei der WM

Bei der WM 2021 verbuchte die von zahlreichen Absagen geschwächte Mannschaft mit Platz zwölf ein historisch schlechtes Ergebnis, bei der EM ein Jahr später sorgten 18 Corona-Ausfälle im Team für das Ende aller Medaillenträume. Im Vorjahr deutete das DHB-Team mit Rang fünf bei der WM erstmals sein Potenzial an.

Daran möchte der Bundestrainer mit seinen 18 Auserwählten anknüpfen. «Wir wollen zeigen, dass wir wieder einen Schritt nach vorn gemacht haben», verkündete Gislason. Um das zu erreichen, wird er in den kommenden Tagen intensiv am EM-Feinschliff arbeiten. «Wir haben ein paar Themen zu bearbeiten. Aber ich werde unseren Gegnern nicht den Gefallen tun und heraushauen, was wir vorhaben. Das bleibt intern», sagte er schmunzelnd.

Vor dem Eröffnungsspiel gegen die Schweiz am 10. Januar vor der Weltrekordkulisse von über 50.000 Fans in Düsseldorf erhofft er sich in den Test-Länderspielen gegen Portugal am Donnerstag in Flensburg und Samstag in Kiel letzte Aufschlüsse über die EM-Form seiner Schützlinge. Weitere EM-Vorrundengegner sind Nordmazedonien und Rekord-Weltmeister Frankreich.

Sollte das Turnier nach Wunsch verlaufen, will Gislason im Anschluss mit dem Verband über eine Verlängerung seines in diesem Sommer auslaufenden Vertrages bis zur Heim-WM 2027 verhandeln. «Ich arbeite sehr gern mit dieser Mannschaft. Ich finde, sie hat eine riesige Perspektive für die Zukunft», sagte er und ergänzte: «Ich bin aber lange genug dabei um zu wissen, dass man Erfolg haben muss. Und das jetzt.»

Von Eric Dobias, dpa

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