Reist das erste Mal als Trainer zu einer Olympiade: DHB-Coach Alfred Gislason. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Karmann/dpa)

Das Personal steht, die Form stimmt – und doch werden die Olympischen Spiele für Deutschlands Handballer zu einer Reise ins Ungewisse.

Nach der erfolgreichen Generalprobe beim Drei-Länder-Turnier mit Siegen gegen Brasilien und den WM-Viertelfinalisten Ägypten hebt das Team von Bundestrainer Alfred Gislason an diesem Mittwoch mit einem guten Gefühl zur Medaillen-Mission nach Japan ab. Doch die ungewohnten Rahmenbedingungen bei den Corona-Spielen in Tokio lassen Spieler, Trainer und Funktionäre nicht ganz kalt.

«Gewisse Unsicherheit und Anspannung»

«Olympia bleibt das größte Event im Sport, deshalb trübt das die Vorfreude nicht», sagte Kapitän Uwe Gensheimer. «Aber eine gewisse Unsicherheit und Anspannung, wie es werden wird, ist vorhanden. Wir wissen noch nicht hundertprozentig, wie das vor Ort alles ablaufen wird. Welche Regeln es im Olympischen Dorf gibt, was erlaubt ist und was nicht.»

Auch Gislason tappt diesbezüglich noch im Dunkeln. «Wir wissen nicht so richtig, was uns erwartet. Daher kann ich keine Vergleiche zu anderen Olympischen Spielen ziehen», sagte der 61 Jahre alte Isländer. Eines weiß Gislason aber sicher: «Der Kontakt mit anderen Sportlern wird nicht möglich sein. Es wird nicht die Atmosphäre, die Olympia ausmacht.»

Nach zwei Sommerspielen als Spieler erlebt er in Tokio seine Olympia-Premiere als Trainer. Der fiebert Gislason trotz der recht trostlosen Begleitumstände entgegen. «Es ist natürlich schade, dass Corona immer noch nicht vom Tisch ist und wir vor leeren Rängen spielen müssen. Aber ich freue mich riesig auf die Aufgabe», betonte Gislason. «Ich bin seit 30 Jahren in Deutschland, das ist meine zweite Heimat. Daher bin ist sehr stolz, das Land zu vertreten. Es ist überragend, mit dieser Mannschaft zu Olympia zu fahren. Das ist das Größte, was es im Sport gibt.»

Feinschliff in Tokushima

In einem einwöchigen Trainingslager in Tokushima wird er mit dem DHB-Team am Feinschliff arbeiten, ehe es am 24. Juli zum Turnierauftakt gegen Europameister Spanien gleicht richtig zur Sache geht. Nicht dabei sein werden dann die Ersatzleute Jannik Kohlbacher, Silvio Heinevetter und Tobias Reichmann, die aber mit nach Japan fliegen. «Wir haben uns innerhalb kurzer Zeit schon gut eingespielt, haben aber noch Luft nach oben», sagte Gislason am Montag. «Wo wir genau stehen, werden wir erst in Tokio sehen.»

Weitere Vorrundengegner sind Rekord-Weltmeister Frankreich, der EM-Dritte Norwegen, Argentinien und Brasilien. «Unser Anspruch ist es, die Gruppe zu überstehen, auch wenn jeder weiß, wie schwer sie ist. Anschließend kommen die K.o.-Spiele, wo alles passieren kann. Dann schauen wir, wie es weitergeht», sagte Gensheimer.

Sorgen um die Gesundheit macht sich das deutsche Team trotz des in Tokio aktivierten Corona-Notstandes und ansteigender Inzidenzzahlen nicht. «Ich bin gespannt, was passiert, wenn es zu einem Virusausbruch kommt. Aber wir sind trotzdem sehr optimistisch, dass wir gesund bleiben», sagte Gislason.

Davon geht auch DHB-Sportvorstand Axel Kromer aus. Alle Olympia-Fahrer seien geimpft, berichtete er vor dem Abflug. Daher könne man «emotional sehr frei in das Turnier hineingehen», auch wenn sich «natürlich keiner so frei bewegen wird, wie er das vor drei, vier oder fünf Jahren getan hat.»

Von Eric Dobias, dpa

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